Montag, 5. Dezember 2011

Köln, Sonntag, 27.11. - Kölner Haie

Wer in Köln wohnt, muss eigentlich ein Spiel des 1. FC Köln besuchen. Aber Köln bietet noch eine andere Spitzenmannschaft: die Kölner Haie. So hat mir mein Kölner Freund (der Tickestverkäufer) es eindrücklich erklärt und schon hielt ich ein Ticket für das kommende Heimspiel gegen die Augsburger in der Hand.

Und in der Nachbetrachtung hatte er damit ja ein glückliches Händchen, da ja das Heimspiel des 1. FC Köln aufgrund der melancholischen Schiedsrichterstimmung verschoben werden musste. So stieg ich mal wieder auf mein treues Radel, fuhr durch den Kölner Regen zur Lanxess Arena und die ist ja zum Glück überdacht.

Schon vor dem Spiel wurde in der Halle ein fulminates Multimediaspektakel abgefeuert, aber dann kamen auch die Hockeyspieler endlich aufs Eis. Was habe ich also erlebt:

- Mindestens 5 zerbrochene Schläger
- Wilde Raufereien auf dem Eis
- Hämische Musik für Spieler, die 2 Strafminuten absitzen müssen
- Spektakuläre Stürze der Schieris, die heranrauschende Spieler übersehen hatten
- Torwarte, die auf dem Eis grundlos umfallen
- Ungewöhnlich viele Tore
- Nachspielzeit 
- Penaltyschieße
- Und das wichtigste: Ein Sieg der Haie


Und "Tuuuut" das erste Drittel ist um, Männer stürzen mit leeren Plastikbechern (eigentlich kann man auch Plastikeimer sagen) hektisch die Tribünen herunter. Teenager laufen kreischend ebenso aus der Halle raus. Ich blieb natürlich in der eiskalten Halle sitzen und zog meine Mütze tiefer über den Kopf. 15 Minuten sollte die Pause dauern. Nach einigen Minuten kamen die Männer mit glückseligen Lächeln und aufgefüllten Plastikeimern wieder in die Halle. Die Teenager folgten schmatzend und mit Ketchup verschmierten Mündern. In ihren Händen hielten sie kleine Pappkartons in denen sich wohl "Haipommes" befanden. 

Und schon wummerten die Lautsprecher wieder los. Licht aus und volle Multimediaprogramm abfeuern. Kreisch, joll, jubel, pfeiff, das zweite Drittel. Danach wieder die obligatorische Auftankpause für das Publikum, das glückselige Lächeln kam aber mit den aufgetankten Eimern nicht zurück, da die Haie hinten lagen.

Buchstäblich in der letzten Minute gelang den Haien der Ausgleich, was sich gleichzeitig für mich anfühlte, als würde die Halle explodieren. Das muss für die Augsburger wirklich schrecklich gewesen sein. Im Eishockey wollen die Mannschaften sich nicht mit einem "warmen" Unentschieden zufrieden geben. Hier heisst es Sekt oder Selters, von Pfiffen begleitete fliegende Biereimer oder tosender Jubel. Für mich waren das neben dem Spass weitere 5 Minuten frieren. Aber es war ja spannend, der Wechsel zwischen zu Tode betrübt und überschwenglichen Jubel. Ahh, fast vergessen: Musikalisch werden die Kölner Fans natürlich von Karnevalskapellen (ohne Verkleidung) in die richtige Anfeuerungslaune versetzt. Das ganze ist extrem laut.

Kein Tor in der Nachspielzeit und ich hatte ja schon erwähnt, keine Warmduscherei. Mit dem Penaltyschießen muss ne Entscheidung her. Abwechselnd je 5 Spieler müssen aufs Tor zufahren. 
  • 5x Samba, tosendes Anfeuerungskreischen, aber kein Tor. 
  • 5x kein Samba, dafür gruseliges Dauerpfeiffen und .............und .............. kein Tor. 

OK, weiter Penaltyschießen, bis, ja bis eine Mannschaft endlich trifft und die andere nicht ausgleichen kann. Die Haie fangen an. Wieder Samba, wieder aufsteigendes Anfeuer-ungskreischen. Scheiße, keiner kann es glauben, der Puk ist drin. der Torwart glaubt es auch noch nicht, kann es dann aber hören. Die Kölner flippen aus. Aber nur kurz, denn sie müssen ja nun wieder alle Pfeiffen, da ein Augsburger auf Eis kommt. Der Arme, er muss treffen. Das Pfeiffen wird lauter und lauter und in dem Moment, wo er mit dem Schäger ausholt, bricht das Pfeiffen ab, augenblickliche Stille, man hat das Gefühl die Zeit läuft langsamer. "Klack", der Schläger trifft den Puk, der dann abhebt und an der Hand des Torwart kleben bleibt. 

Gute Architekten haben die Halle erbauen lassen. Perfekte Dehnungsfugen eingeplant, um den Überdruck ableiten zu können. Mann oh mann, das bietet Fussball nicht. Total öde dagegen, muss man sagen.

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