Montag, 31. Oktober 2011

Köln, Sonntag, 30.10.

Dieses Wochenende hat mich Ute besucht. Ihr erster Kommentar war am Freitag Abend: "Nette kleine Wohnung. Ist doch gar nicht so laut." Ich sagte daraufhin nur, "Ja, ja...". Es war ja auch schon nach 22.00 Uhr und die Kölner saßen zufrieden in ihren Brauhäusern.

Um 5.00 Uhr morgens lagten dann die Flugzeumonteure wie jeden Samstag los: brüllende Zurufe, polternde Stangen, knarzende Schraubgeräusche, unaufhörliches hämmern, einzig durch gnadenloses Motorengeheul unterbrochen. Zuerst verlangte Ute Orhenstöpsel, eine Stunde später waren dann Kopfschmerztabletten dran. Noch ne Stunde später verließ Ute mit werwolfartigen Fauchen und Knurren das Bett. Sehr gefährliche Phase: Ich habe schnell einen Kaffee zur Beruhigung zubereitet, damit sie nicht hinunter auf die Straße stürzt und dort ein Massaker anrichtet.












Um von dem Großstadtgeräuschen abzulenken, sind wir nach Altenahr gefahren. Mildes Wetter und Aussicht auf ein wenig Sonnenschein lockten uns auf den sogenannten "Rotweinwanderweg".

Mitten durch die Weinhänge schlängelt sich dieser Weg. Aber  auch die uns entgegen kommenden Wanderer schlängelten. Ist ja auch klar. 18 km lang ist dieser Wanderweg. Wer einem da entgegenkommt darf schlängeln, oder?


Und was für Menschenmassen hier unterwegs sind. An der ersten Weggabelung bzw. Aussichtspunkt waren sogar Menschentrauben versammelt. Und alle hatten Gläser in der Hand, gackerten und kicherten. Nun wussten wir was mit "Rotweinwanderweg" gemeint war. Es ging um die Weinverköstigung alle 750m, sonst hätte es ja "Weintraubenrebenweg" heißen müssen. Nun war auch das Torkeln klar: nicht Müdigkeit, sondern unzählige Weingläser. wir bleiben Standhaft: Schnittchen und Wasser, wir wollten die 18 km durchhalten. Aber so gegen Ende gab es kein Halten mehr. Wie die anderen hingen wir um die Verköstigungstische und verlangten: "Mehr von dem Sauser, juhu ..., hihi..." Die Folge: Wir haben den Zug zurück nach Altenahr verpasst und mussten mit matten, aber rot leuchtenden Gesichtern eine Stunde warten.  

Aber eines haben wir auf dieser Wanderung gelernt. Eistee wird nicht in Fabriken hergestellt. Eistee wächst an Sträuchern und kommt aus der Eiffel. 

Nachtrag London

Notting Hill ist ja immer noch eine meiner Lieblingskomödien. Grund genug also mal zu schauen, ob es diesen Ort und diesen Buchladen gibt und ob Hugh Grant dort immer noch Bücher verkauft.

Der eingefleischte Fan weiß natürlich, wo er hin fahren muss: Zur Hausnummer 142, da muss der Laden sein!






Erwartungsfroh wandern wir die Straße hinunter. Sogar den Flohmarkt entdecken wir. Alles ganz wie im Film. Und dann dieser Schock:
Es gibt im Haus Nr. 142 zwar einen Laden, aber die verkaufen da keine Bücher, sondern Schuhe, ausschließlich Frauen- schuhe. Klar, dass dann Hugh Grant dort nicht zu finden ist.
Aber wo sind die Bücher hin. Oder liest in Notting Hill keiner mehr.  Fragen wir mal nach. Und: Ja, die Lesen schon , aber einkaufen müssen die jetzt in einer Neben-straße seit Hugh nicht mehr da ist. Und eigentlich haben die ihre Bücher immer in der Nebenstraße gekauft. Die nachfolgenden Bilder beweisen dass.
Hier das Foto vom "echten" Buchladen. Und Reiseführer werden dort auch in Massen verkauft.

Und was klebt da mitten auf dem Fenster? 












Tja, Hugh Grant ist also nur ein Plagiat. 
Schauspielern können wir das natürlich verzeihen.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Köln, 26.10.

Der Cirque du Soleil gastiert in Köln. Das lassen sich meine Eltern natürlich nicht entgehen. Mit einem Koffer und guter Laune okkupieren sie meine kleine Wohnung.

London, 17., 18. & 19.10.

Einmal im Leben mit dem Flugzeug in ein anderes Land reisen, um dort ein Konzert zu besuchen. Sollte ich mal eine Liste der 100 Dinge, die man im Leben gemacht haben sollte, aufschreiben, würde das auf jeden Fall dabei sein. 

Nun, diesen Wunsch habe ich mir erfüllt. Wenn China Forbes von Pink Martini zu singen beginnt, läuft mir ein kalter Schauer den Rücken herunter (Kleine Hörprobe gefällig: http://youtu.be/hYVR4Au5_0M). Pink Martini traten in der Royal Albert Hall in London auf. Und ich konnte für dieses ausverkaufte Spektakel zwei Karten ergattern.

Die Royal Albert Hall
Am Montag ging der Flug ab Köln los. Zusammen mit Eltje Dörrie. So war es geplant und so ist es passiert.

Sightseeing muss natürlich auch sein:
  • Wie sieht das Gleis 9 3/4 aus. 
  • Gibt es den Hogwardexpress wirklich?
  • Verkauft Hugh Grant noch immer Bücher in Nottig Hill?
  • Ist immer noch um 11.00 Uhr in Londoner Pubs Schluss?




Wer den Hogward- express sucht, muss zum Bahnhof an Kings Cross fahren. Das geht bestens mit der Tube. Dort ange- kommen, haben wir ne Riesenüberrasch- ung erlebt.


Die bauen den Bahnhof für die Olympiade gerade um, und haben
das Gleis kurzerhand verlegt.

Freundlicherweise haben die Bahnhofsangestellten aber ein Hinweisschild für die Zauberschüler aufgestellt. So kann man dann mit etwas Geduld das Gleis finden.
Aber ohne die richtige Ausrüstung aus der Winkelgasse ist da nix zu machen. Weder Eltje noch ich sind durch die Wand gekommen. Der Zutritt blieb uns verwehrt.












Abends dann das Konzert: Hübsch gekleidet haben wir uns auf den Weg zu der großen, fantastischen Konzerthalle gemacht:
 
 Es war ein grandioses Konzert.

Obwohl wir so weit oben saßen, war der Sound super. Ein Fernglas wäre ganz gut gewesen.

Bochum, 8. & 9.10.

An diesem Wochenende stand das Go Turnier in Bochum an. Bewaffnet mit Schnittchen und Tee in meiner bunten Thermoskanne bin ich morgens losgefahren. Mit dem Vesperpacket in der Hand habe ich den Veranstaltungsort überpünktlich betreten. "Oh, eigene Schnittchen dabei?" "Mmmh ja!" "Na, wenn du meinst." Das Gespräch bei der Anmeldung. Irgendwie waren das komische Untertöne herauszuhören. Was ist denn Schnittchen verkehrt?

Ich betrete die heiligen Spielhallen und sehe so um die 60 Go-Spieler, die sich alle, ja alle um ein Kuchenbuffet drängten, sich Kuchen reinschoben und nicht mich beim Eintreten ansahen, sondern mein Brotpacket. Oh, oh, wo ist das Loch im Boden um darin zu versinken. 

12.00 Uhr, erste Runde: Ein 10 Kyu-Spieler (Der Kyu-Wert gibt die Spielstärke an, je niedriger desto besser). Na, das sollte für einen 9 kyu starken Spieler doch keine Hürde sein. Oder doch. ... 2 Stunden später werden die Punkte gezählt. Oh man, ich hatte diesen Typen mit den extra sauberen und ordentlichen Fingernägeln erwürgen können. Verloren, scheiße, mit 5 Punkten, weil ich so hippelig war, als die an der Spieluhr für mich abgelaufen war. Und dann grinst der auch noch so breit.

14.30 Uhr, zweite Runde: Chris, 9 Kyu. Jetzt aber! Aber schnell nochn Kuchen vom Buffet reinschieben. Wieder falsch. Böse Blicke, weil zu spät und auch noch Krümmel um den Mund, die auf Speilbrett rieseln. Chris knurrt: "Schönes Spiel" und klack macht die Uhr. Hab mich noch für zu spät kommen entschuldigt und dann versucht aufs zu konzentrieren. Um uns herum waren alle Partien schon beendet und ich steckte wieder im Biyomi (Nachspielzeit mit wenigen Sekunden für den nachfolgenden Zug) mit zitternden Händen. Aber es hat gereicht. Juhu gewonnen. Schnell noch ein Kuchen, bevor die dritte Runde beginnt.

17.00 Uhr, dritte Runde: Was ist denn bloß los. Hab total die Übersicht verloren, ne ganze Gruppe verloren und nach 100 Zügen aufgegeben. Toller Turnierstart. Ralf hasse ich jetzt auch. Morgen wird alles besser, schon allein, weil ich ohne Butterbrote kommen werde.

10.00 Uhr, vierte Runde: Ich muss gewinnen, ich muss, ich mussssssss...... Ich bin so nervös, dass mir ein Steil aus den Händen flutscht und mitten auf das Nachbarbrett aufschlägt. Mehrere Steine verrutschen. Böse Blicke treffen mich, Raunen und tuscheln von allen Seiten. Unter bösen Flüchen rekonstruieren meine Nachbarn ihr Spiel. Es gelingt ihnen und sie entspannen sich. Nur ich nicht. Meine Nervösität überträgt sich aber auch auf meine Gegnerin. Und die Arme verliert am Ende. Ich grinse nicht, sondern schleiche mich am Ende des Spiels nach einem leisen "Danke für das schöne Spiel" davon und schmause am Kuchenbuffet. Was also die Essgewohnheiten angeht, gefallen mit die Go-Turniere, aber dieser Stress. Und wenn man mal muss, dann wird die Zeit nicht angehalten. 

12.30 Uhr, letzte Runde: Ich schaff das, ich schaff das. Konzentriert bewache ich meine Hände, damit sie auf keinen Fall mit irgendwelchen Steinen herumfuchteln, sondern warten, bis ich weiß wo der Stein hin soll. Die Zeit rennt schon wieder und natürlich muss ich mal. Noch 5 Minuten, dann ist meine Zeit abgelaufen. Ich halt es nicht mehr aus, spring auf und renn zum Klo. Alles natürlich wieder viel zu laut. Raunen, Stöhnen und dieses "Tss, Tss, Tss", mir aber egal, ich muss nun mal. 
Mit waghalsigen Zügen verwirre ich meine Gegnerin und kann mich nochmal herankämpfen. Aber das Biyomi in dieser Partie erweist sich wieder als mein größter Gegner. Ich patze dreimal und verschenke mindestens 6 Punkte und das war es dann. Ich verliere die Partie mit 2 Punkten.
Go ist doof!!!


Das ist das Spielpotokoll meiner letzten Partie. Und es sah doch so gut aus, bis das Biyomi kam.

Köln, Montag, 03.10.

Man, was habe ich für einen Muskelkater. Das Wetter ist zum Glück immer noch überragend. Also relaxen mit Schokolade
am Rheinufer.

Und was kommt da vorbeigefahren. Ein schwimmender Wohnwagen. Ein schwim-mendes Rechteck. Nur weil Wasser drumherum ist, würde ich nicht sagen, dass das ein Boot ist. Wahrscheinlich ist das Ding praktisch, aber total hässlich.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Köln, Sonntag, 02.10.

Endlich ist es soweit, der Tag des (Halb)Marathons. Start für die Halbmarathonis ist um 08.30 Uhr. Um 7.15 Uhr bin ich in meiner Laufmontur auf dem Fahrrad zum Startplatz gedüst. Schönstes Wetter, kein Wölkchen, aber saukalt. Zitternd und mit Gänsehaut versehen habe ich mein Fahrrad am Deutzer Bahnhof angeschlossen und um mich herum hüpften und sprangen überall die erwatungsfrohen Läufer kreuz und quer durch die Gegend, um sich aufzuwärmen. Laute Musik dröhnte von überall her auf die aufgescheuchte Menge ein. Gegen 8.15 Uhr hörte das Springen auf, die ca. 13.000 Läufer versammelten sich in den Startboxen. Zusammengefercht feuerte man sich nun gegenseitig mit Applauswellen an.Ich hatte das Gefühl, dass die Kölner Läufer alle vorher irgendeinen geheimen Pilztrunk bekommen haben und nun voll auf Adrenalin waren. Je näher der Start rückte, desto lauter und heftiger wurden meine Startboxgenossen/innen. Der Höhepunkt war erreicht, als der Moderator begann von 10 herunter zu zählen. Denn gleichzeitig flogen in hohen Bogen  hunderte von Sweatshirts, T-Shirts und Jacken nach links und rechts aus den Startboxen und das Kreischen und Jolen der Kölner wurde noch lauter. Was haben die da bloß bekommen? Und dann stürmte die Menge los. Es dauerte 5 Minuten bis die erste Startbox leer war. Die armen Ordner hatten alle Hände voll zu tun, um die Läufer in den anderen Startboxen ruhig zu halten (bzw. aufzuhalten). 
Ich stand in der zweiten Startbox und ob man wollte oder nicht, man wurde immer dichter zur Startlinie hin gedrängt. Normalerweise gibt es ja so ein "Piep", wenn man über die Startlinie läuft, in Köln war das kein Piepen sondern ein Dauerpfeifton. Und was für Publikumsmengen am Rand standen, wahnsinn. 

21 Km sind lang und wenn ein das Publikum auch noch so anfeuert. Bis Kilometer 14 war alles gut, dann wurden die Beine schwer, schwerer und noch schwerer. Keine Banane der Welt konnte das verhindern. Und dieser Pilzsud wurde auf der Strecke leider auch nicht ausgeschenkt. Es gab nur das Übliche: Wasser, dünnen Tee und manchmal Cola. Nach 1 h und 50 Minunten habe ich das Ziel und das alkoholfreie Kölsch (zufrieden) erreicht. 

Meine Startnummer und daneben die obligatorische Medaille.

Freitag, 14. Oktober 2011

Köln, Mittwoch, 28.09.

Heute habe ich mir mal den Mittelstufenkurs im Hinterhofsalon angeschaut. Na, sehr freundlich waren die Kursleiterinnen nicht. Ihr Interesse weitere TN aufzunehmen war wohl eher gleich null. Abgesehen davon, war das Niveau dieses Kurses für mich auch viel zu hoch. Bin also nach 20 Minuten wieder gegangen.



Da ich fast eine Stunde zu früh da war und noch Schnittchen dabei hatte, suchte ich natürlich in der Nähe des Hinterhofsalons ein sonniges Plätzchen. Hab ich auch gefunden:

Ein Platz mit Bäumen, Parkplätzen, Zäunen und Mauern. Das besondere daran: Normalerweise hängen Jugendliche gerne auf solchen Plätzen ab, sitzen auf den Mauern oder den Zäunen, trinken ne Cola oder rauchen eine Zigarette. In Köln geht das nicht, weil die Plätze schon besetzt sind. Hier hängen eben auch die Erwachsenen auf den Plätzen ab, trinken Kölsch, das sie sich aus den um den Platz herum verteilten Kiosken holen. 
Und wie ich es auch schon am Rhein erlebt habe, kommen alle paar Minuten Pfandflaschen-sammler vorbei. 
Daher hier ein wichtiger Rat: Gehe nie in Köln in einen Supermarkt und versuche dort zwei Pfandflaschen abzugeben. 


Hier ist einer der vielen Kioske zu sehen,
die rundherum um den Platz verteilt sind.
Das geht gar nicht, man wird extrem schief angesehen und als "Sozialschwein" bezeichnet. Gut, dass ich bis jetzt nicht in diese Verlegenheit gekommen bin. 




Und heiß hergehen kann es auf diesen Platz auch, wie das Bild beweist.  


An lauen Sommerabenden und warmen Herbstabenden (wie ich sie erlebt habe), tummeln sich hier so ca. 30 Menschen und damit 60 Bierflaschen. Das macht auf jeden Fall Lärm. Da lob ich mir doch meine Schüler/innen, die würden nur an ihrem Kratzeis schaben. Das ist übrigens auch in Köln sehr begehrt.

Köln, Dienstag, 27.09.

Die erste Woche ist vorbei. Es ist der zweite Dienstag in Köln. In der Post war heute die Anemeldebstättigung für den Halbmarathon. Diese Anmeldung hat also geklappt. Ganz anders sieht die Sache mit der Anmeldung für die Einradweltmeisterschaften aus. Bei Günther und Georg hat es geklappt und ich warte schon zwei Stunden auf eine Bestättigungsmail für den Anmeldeaccount. Typisch!! Ich werde eine "Hilfe" E-Mail an die Veranstalter schicken, mal sehen was das bringt.

Salsa: Brav warten, nicht klingeln bis die "Entspannten" durch die Tür herauskommen. Und vor der Tür versammeln sich auch tatsächlich andere Salsa-Tanzschüler. Diesmal bin ich also nicht allein. 9 Teilnehmer sind wir, weil ich mich natürlich ohne Tanzpartnerin angemeldet habe. Das ist natürlich nicht optimal. Hinzu kommt, dass es teilweise blutige Tanzanfänger sind. Hab ja nichts dagegen, aber wenn ich in zwei Monaten "Mittelstufenniveau" erreichen möchte, wird es so nicht klappen. Mmmmh, morgen werde ich mir zusätzlich noch mal einen "Mittelstufenkurs" ansehen.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Köln, Montag, 26.09.

Besuch einer Schwimmhalle und Versuch den Frühschwimmerrabatt zu ergattern. Pünktlich um 5.55 Uhr wecken mich die Automassen, anziehen, packen, Stadtplan studieren und Fahrtroute auswendig lernen. Kurz vor dem Erreichen der Schwimmhalle komme ich an einem Plakat vorbei. Es ist an einer Kirche aufgeklebt und draufsteht: "Christus weißt dir den rechten Weg". Also rechts abbiegen in die Münchner Straße. Muss ja stimmen, so hab ichs mir gemerkt. 7 Minuten später fahre ich wieder an dem Plakat vorbei. War wohl ein Fehler, aus der Kirche auszutreten. Den Frühschwimmerrabatt konnte ich vergessen. Ich war 3 Minuten zu spät und die Kassiererin (wahrscheinlich ein Erzengel) gnadenlos.
Frühstück und Spanisch-Hausaufgaben. 2 1/2 Stunden habe ich daran gesessen. Nachmittags habe ich die Flaschensammler mit einer gläsernen Spende unterstützt.

Köln, Sonntag, 25.09.

Am Sonntag schläft man normalerweise aus. Und hier in Köln? Hier machen die Menschen das auch! Es ist leise, total leise, unglaublich leise, so dass ich es nicht aushalten kann. Ich stehe auf und mache meinen letzten Trainingslauf vor dem Halbmarathon. 
6 Runden im Thurner Wald, das macht 18 km. 100 Minuten habe ich gebraucht. Das ist ganz OK und damit sollte am kommenden Sonntag der Halbmarathon in gut 2 Stunden zu schaffen sein.
Nach dem Duschen, dem Frühstück und einem ausgedehnten Nickerchen, habe ich mich auf den Weg zum Rheinufer begeben. Volksfeststimmung unter spätsommerlicher Sonne. Alles sitzt auf Mauern und Wiesen, futtert Pizzas aus Kartons und trinkt Kölsch. Alle 7 Minuten kommt jemand mit ner Plastiktüte vorbei und fragt, ob er die leeren Flaschen haben kann.
Natürlich probiere ich immer wieder neue Wege aus, um möglichst ohne große Umwege über die unüberwindlichen 6-spurigen Verkehrsadern bzw. Schienentrassen zu gelangen. Es bleibt schwierig und führt mich immer wieder in Sackgassen oder kurios langen Umwegen. Heute habe ich dann auch mal eine andere Rheinbrücke ausprobiert und gestaunt. 

Der gesamte Zaun der Brücke ist mit Vorhängeschlössern übersäht. Jedes Schloss hat jeweils zwei Namen eingraviert und manche sind mit Herzchen verziert oder anderen Liebesbotschaften. Wer also verliebt ist, schließt seinen Wunschpartner fest an und wirft wahrscheinlich den Schlüssel sofort in den Rhein. Daher wird die Scheidungsrate in Köln sehr niedrig sein, kommt ja keiner mehr von dem anderen los.

Köln, Samstag, 24.09.

6.00 Uhr morgens, keine abstürzenden Flugzeuge, nein, heute morgen haben sie direkt unter meinem Fenster begonnen die ganzen Flugzeugswracks der gesamten Woche wieder zusammenzusetzen und dabei in verschiedenen Sprachen lautstark zu diskutieren, welches Teil zu welchen Flugzeug gehört. So hörte es sich jedenfalls an, aber es war nur die Aufbauphase einer art Wochenmarkt. Ich musste ja sowieso einkaufen, passte also ganz gut und an weiterschlafen war ja eh nicht mehr zu denken.

Köln, Freitag, 23.09.

Haustür und Fahrradschlüssel fest an die Sporthose geknotet bin ich zum Entscheidungstraining in den Thurner Wald gefahren. 90 Minuten laufen und mindestens 15 km schaffen, dann kann ich mich für den Kölner Halbmarathon anmelden. 

Geschafft, yeah! Also nix wie anmelden zum Halbmarathon.
Welche Konzerte laufen wann in Köln? Diese Recherche und eine Mitgliedskarte für die Stadtbiblithek standen am Nachmittag auf dem Programm und anschließend mit meiner "Pink Lady" über den Rhein zum Go-Treff. Schon auf dem Hinweg wurde es leider dunkel und wieder habe ich mich hoffnungslos verfahren, aber am Ende die richtige Kneipe doch gefunden. Als ich endlich in die richtige Straße einbog, las ich auf der ersten sichtbaren Hausnummer 487. Ich musste zur Nummer 53 in Café Kommödchen. Man sind die Straßen in Köln lang. Gut, dass es fast an jeder Ecke einen Kiosk gibt, wo man sich mit Schokolade eindecken kann. 
 
Kölner Go-Spieler rauchen scheinbar alle, trinken dabei Budweiser und sprechen von sich in der dritten Person. Gott sei dank haben sie mich nicht länger als gefüllte 5 Minuten im Raum stehen lassen, bis sich einer von ihnen erbarmte sich mit mir zu unterhalten und sogar Go zu spielen.

Köln, Donnerstag, 22.09. (3ter Tag)

Erster Praxiseinsatz des Fahrrades! 3 km stadtauswärts ist der Thurner Wald, da bin ich hin, gleich morgens in T-Shirt und Laufschuhen. Ist tatsächlich ein Wald und von jetzt an mein Trainingsterrain. Und dann ist passiert. Ich habe gerade meine zweite Runde gestartet, als eine Baumwurzel sich zu weit aus dem Boden gewagt hat und sich dadurch in eine fiese Stolperfalle verwandelt hatte. Kopfübergings in den Dreck. Hab mich aber nicht entmutigen lassen: Start der dritten Runde. Nach zwei Kilometern wundere ich mich, dass das "kling" und "klapper" der Schlüssel so leise geworden ist. Ich taste mal mit der Hand nach den Schlüsseln. Weg natürlich. Kreisch, #$/$~§&"+~... aaahhhh! 
Von oben bis unten dreckverschmiert, total verschwitzt, kein Geld, kein Telefon und aus dem Wald kommend am frühen Morgen; wer würde da einem helfen. Die laufen da ja eher in Panik davon. Also: Back to the Roots und dort suchen. PPffffffhh, gefunden.
Das Fahrrad hat klappernd durchgehalten. Jetzt kann ich mehr wagen. Am Abend fand ja mein Spanisch-Kurs auf dem anderen Rheinufer statt. Bei Licht besehen schafft man es als Radfahrer (auch bei völliger örtlicher Unkenntnis) sich zwischen den Zugschienen, Schnellstraßen, die mit Leitplanken und Zäunen berahmt sind und den Stadtautobahnen und einem Wust an kreisförmigen Auf- und Abfahrten, hindurch zu winden. Aber wehe, wenn die Sonne sich hinter dem Horizont versinkt. Dann sieht man keine Schlupflöcher mehr und fährt an den Verkehrsadern entlang, in der Hoffnung endlich einen Tunnel, eine Brücke oder nur eine Kreuzung zu finden, um die Richtung zu ändern. Auf dem Rückweg habe ich sehr einsame Ecken in Köln beradelt, es war ein schier unendlicher Heimweg. Abgesehen davon ist man nach vier Stunden Spanisch auch recht müde.
Das hier ist also mein Alltagsfortbewegungsmittel Nr. 1. Es steht hier auch direkt vor der Hauseigangstür. Ja, hier wohne ich jetzt.

Köln, Mittwoch, 21.09. (zweiter Tag)

Was für eine Nacht. Könnt ihr euch noch an Tom Cruises Film "Krieg der Welten" erinnern? In der Nähe des Hauses der Mutter stürzt doch unter Höllenlärm ein Flugzeug ab, und die Kinder und Tom verstecken sich zitternd im Keller. Ach Findorff!! Dort ist es ja so schön leise in der Nacht. Hier an der Hauptverkehrsstr. stürzen um genau 5.55 Uhr sekundlich Flugzeuge ab. Nur kann ich mich nicht im Keller verstecken, denn dort hat ja meine Vermieterin ihre gesamte Habe untergebracht (Diese vollgestopfte Kammer habe ich schon bei der Wohnungsübergabe bestaunt).

Bei Tageslicht besehen ist es schon erstaunlich, wie gründlich sämtliche Persönlichkeit aus der Wohnung entfernt wurde. Ein ***Sterne Hotelzimmer könnte da schon heimelicher sein. Erst einmal alles auspacken und dann urteilen ... ... ...Mmmmh, fehlt doch so einiges. Gut, dass hier in der Nähe gerade Sperrmüll rausgestellt wrid. Mal sehen, womit sich die Whg. so aufpeppen lässt.
 
Der Fundus: Nen Bettbeistelltischchen, eine Bettlampe, ein halbtote Pflanze, eine Vase, zwei Bastkörbchen. Schon besser!!
 
In diesem Haus wohnen ja recht viele Mietparteien. Da wird es bestimmt auch Fahrradleichen im Keller geben, die man mit etwas Glück wieder zum Leben erwecken kann. Mit Taschenlampe und Schlüsselsammlung begeben ich mich auf die Suche. Und, das hat geklappt. Nach dem Entfernen von jahrzehnte dicken Staub und einem kurzem Einkauf im Baumarkt ist es mir gelungen einem pinkfarbenen Vehikel wieder Leben einzuhauchen. Es quietscht und klappert zwar unter meinem Gewicht (also es ist kein Kinderrad, also jedenfalls kein ganz kleines), aber es fährt. Mit etwas Glück (gerade unter der Berücksichtigung der Staubschicht) ist die Besitzerin schon ausgezogen oder verstorben oder hat ihr Fahrrad schlicht vergessen, so dass niemand sich mir in den Weg stellt und sagt: "Was machen Sie da mit meinem Fahrrad?"

Köln, Dienstag, 20.09. (erster Tag)

 
Um 18.30 Uhr war ich in der Wohnung zur Übergabe der Schlüssel und Klärung der Formalitäten verabredet. Das habe ich ich sogar fast geschafft. In Windeseile musste ich dann mit meiner "Vermieterin" in der Wohnung alle Formalitäten durchgehen, weil ja schon um 19.15 Uhr der Salsakurs beginnen sollte. 
 
Zum Glück konnte mich meine "Vermieterin" mit in die Innenstadt nehmen. Pünktlich stand ich dann vor dem Tor des Hinterhofsalons, allein. Mutig klingelte ich, worauf mir dann aus der Gegensprech-anlage Flüche entgegenschnarrten, bevor sich die Tür mit einem summen öffnete. Ich war nämlich zu früh und der vorher laufende "Entspannungskurs" war noch nicht zu Ende und wie mir gesagt wurde, durch meine Störung nun völlig umsonst. Alle Teilnehmer würden nun verstört dem Heimweg antreten, weil ich das rote Hinweisschild ignoriert hätte. Zu meiner Verteidigung brachte ich vor, dass ich das Schild nicht mit dem Klingelknopf in Verbindung gebracht habe und schließlich ja allein vor der Tür stand. Und leider war ich auch immer noch allein unter den (auf)geladenen Entspannungsdamen. Wo waren denn bloß die anderen Salsatänzer??? Unter blitzenden und funkensprühenden Blicken zogen die unentspannten Entspannungsdamen ab und und ich war immer noch allein. 20 Minuten wartete ich dann noch, immerhin nun mit einer anderen Kursteilnehmerin. Es kam aber keiner mehr, darum zogen wieder ab. 
 
Ein Telefonat am darauffolgenden Tag brachte es zutage. Der Leiter war krank und mailte alle TN an. Zu dieser Zeit saß ich im Auto und natürlich ohne Smartphone mit Internetverbindung. Den Rückweg habe ich mit der Straßenbahn erledigt. Nach einer Flasche kühlen Heimatbecks bin ich ins Bett gefallen.