Donnerstag, 27. Oktober 2011

Bochum, 8. & 9.10.

An diesem Wochenende stand das Go Turnier in Bochum an. Bewaffnet mit Schnittchen und Tee in meiner bunten Thermoskanne bin ich morgens losgefahren. Mit dem Vesperpacket in der Hand habe ich den Veranstaltungsort überpünktlich betreten. "Oh, eigene Schnittchen dabei?" "Mmmh ja!" "Na, wenn du meinst." Das Gespräch bei der Anmeldung. Irgendwie waren das komische Untertöne herauszuhören. Was ist denn Schnittchen verkehrt?

Ich betrete die heiligen Spielhallen und sehe so um die 60 Go-Spieler, die sich alle, ja alle um ein Kuchenbuffet drängten, sich Kuchen reinschoben und nicht mich beim Eintreten ansahen, sondern mein Brotpacket. Oh, oh, wo ist das Loch im Boden um darin zu versinken. 

12.00 Uhr, erste Runde: Ein 10 Kyu-Spieler (Der Kyu-Wert gibt die Spielstärke an, je niedriger desto besser). Na, das sollte für einen 9 kyu starken Spieler doch keine Hürde sein. Oder doch. ... 2 Stunden später werden die Punkte gezählt. Oh man, ich hatte diesen Typen mit den extra sauberen und ordentlichen Fingernägeln erwürgen können. Verloren, scheiße, mit 5 Punkten, weil ich so hippelig war, als die an der Spieluhr für mich abgelaufen war. Und dann grinst der auch noch so breit.

14.30 Uhr, zweite Runde: Chris, 9 Kyu. Jetzt aber! Aber schnell nochn Kuchen vom Buffet reinschieben. Wieder falsch. Böse Blicke, weil zu spät und auch noch Krümmel um den Mund, die auf Speilbrett rieseln. Chris knurrt: "Schönes Spiel" und klack macht die Uhr. Hab mich noch für zu spät kommen entschuldigt und dann versucht aufs zu konzentrieren. Um uns herum waren alle Partien schon beendet und ich steckte wieder im Biyomi (Nachspielzeit mit wenigen Sekunden für den nachfolgenden Zug) mit zitternden Händen. Aber es hat gereicht. Juhu gewonnen. Schnell noch ein Kuchen, bevor die dritte Runde beginnt.

17.00 Uhr, dritte Runde: Was ist denn bloß los. Hab total die Übersicht verloren, ne ganze Gruppe verloren und nach 100 Zügen aufgegeben. Toller Turnierstart. Ralf hasse ich jetzt auch. Morgen wird alles besser, schon allein, weil ich ohne Butterbrote kommen werde.

10.00 Uhr, vierte Runde: Ich muss gewinnen, ich muss, ich mussssssss...... Ich bin so nervös, dass mir ein Steil aus den Händen flutscht und mitten auf das Nachbarbrett aufschlägt. Mehrere Steine verrutschen. Böse Blicke treffen mich, Raunen und tuscheln von allen Seiten. Unter bösen Flüchen rekonstruieren meine Nachbarn ihr Spiel. Es gelingt ihnen und sie entspannen sich. Nur ich nicht. Meine Nervösität überträgt sich aber auch auf meine Gegnerin. Und die Arme verliert am Ende. Ich grinse nicht, sondern schleiche mich am Ende des Spiels nach einem leisen "Danke für das schöne Spiel" davon und schmause am Kuchenbuffet. Was also die Essgewohnheiten angeht, gefallen mit die Go-Turniere, aber dieser Stress. Und wenn man mal muss, dann wird die Zeit nicht angehalten. 

12.30 Uhr, letzte Runde: Ich schaff das, ich schaff das. Konzentriert bewache ich meine Hände, damit sie auf keinen Fall mit irgendwelchen Steinen herumfuchteln, sondern warten, bis ich weiß wo der Stein hin soll. Die Zeit rennt schon wieder und natürlich muss ich mal. Noch 5 Minuten, dann ist meine Zeit abgelaufen. Ich halt es nicht mehr aus, spring auf und renn zum Klo. Alles natürlich wieder viel zu laut. Raunen, Stöhnen und dieses "Tss, Tss, Tss", mir aber egal, ich muss nun mal. 
Mit waghalsigen Zügen verwirre ich meine Gegnerin und kann mich nochmal herankämpfen. Aber das Biyomi in dieser Partie erweist sich wieder als mein größter Gegner. Ich patze dreimal und verschenke mindestens 6 Punkte und das war es dann. Ich verliere die Partie mit 2 Punkten.
Go ist doof!!!


Das ist das Spielpotokoll meiner letzten Partie. Und es sah doch so gut aus, bis das Biyomi kam.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen